Manche Gerichte leben vom Fleisch
Zuletzt hatte das Studierendenparlament vielseitige Kritik am Studentenwerk geäußert. Im Gespräch mit der Studierendenvertretung bezog das Studentenwerk am 24. Mai Stellung zu den Forderungen und Beschwerden und verteidigte das Angebot an Fleisch. Außerdem gab es Updates zur aktuellen Lage des Studentenwerks.
Keine rosigen Zeiten
Einfach ist die Lage des Studentenwerks aktuell freilich nicht. Der allgemeine Personalmangel in der Branche sei gemäß Geschäftsführer Michael Ullrich eine Katastrophe, die alle bayerischen Studentenwerke trifft. Um attraktiver zu werden, setze man inzwischen nicht mehr auf Saisonarbeit. Bei der Vergütung sei man jedoch an den Tarifvertrag gebunden, der erst im Herbst neu verhandelt wird. Zudem sei der Krankenstand nach wie vor hoch.
Dazu kommt, dass die Umsätze um 21 bis 40 Prozent im Vergleich zu 2019 eingebrochen sind. Nur eine Mensa des Studentenwerks schreibt aktuell schwarze Zahlen. Auch dieses Problem sei bei anderen Studentenwerken ähnlich. Die Landes-ASten-Konferenz, die die bayerischen Studierendenvertretungen vereint, fordert deshalb unter anderem eine Erhöhung der Zuschüsse.
Mensen offen halten, wo es geht
Aktuell agiere das Studentenwerk nach der Devise, den Status Quo bestmöglich aufrechtzuerhalten. Dafür können Einrichtungen auch einmal früher schließen und später öffnen. „Irgendeinen Tod muss man sterben“, befand Gregor Henneberger, Leiter der Abteilung Hochschulgastronomie. Die Essensausgabe am Markusplatz, die finanziell einkalkuliert sei, können aktuell nicht stattfinden, da hierfür schlicht das Personal fehle.
Auf die Forderung nach einer vegan-vegetarischen ERBA-Cafeteria antwortete das Studentenwerk mit folgendem Plan: Das Essen solle an zwei Tagen vegan, einmal vegetarisch und einmal mit Fleisch zubereitet werden. Gänzlich auf Fleisch zu verzichten ginge aufgrund des Allgemeinversorgungsauftrags nicht. Und Fleisch komponentenweise dazuzureichen – dazu kommentiert das Studentenwerk: „Manche Gerichte leben vom Fleisch.“ Außerdem sei der logistische und hygienerechtliche Aufwand in der kleinen Cafeteria größer, als die Studierenden dies wahrnähmen.
Entgegen dem Eindruck der Studierendenvertretung seien außerdem die Portionsgrößen nicht verändert worden. Es wurde gebeten, eine Liste mit den Gerichten zu erstellen, die als nicht sättigend betrachtet werden. Einsendungen nimmt die Studierendenvertretung gern unter dieser Email-Adresse entgegen.
Semesterticket: Ein Verhandlungsdesaster?
Auf starken Widerspruch traf die Positionierung des Studierendenparlaments, die die Verhandlungen zum Upgrade auf das 49-Euro-Ticket als desaströser Fehlschlag bezeichnete. Verhandlungspartner seien hierbei die Stadtwerke gewesen, die die Upgrade-Lösung nicht umsetzen könnten. Dafür fehle die eigene Ticketverkaufsinfrastruktur. Die Studierenden sollten sich nicht beim Studentenwerk beschweren, sondern bei der Stadtverwaltung und den Stadtwerken lobbyieren.
Da kurz vor dem Gespräch medial über ein mögliches bundesweites Pflicht-Semesterticket berichtet wurde, war auch dies Thema. Der freie zusammenschluss von student*innenschaften, der die Studierenden auf Bundesebene vertritt, hat die fehlende Beteiligung der Studierenden an den Verhandlungen bereits stark kritisiert.
Zwischen dem Studentenwerk und der Studierendenvertretung bestand Konsens darüber, dass dieses Ticket nicht für alle Bamberger Studierenden attraktiv wäre. Sollte das bisherige Semesterticket dafür jedoch erst einmal abgeschafft werden, ist die Wahrscheinlichkeit gering, es zu den bisherigen Konditionen erneut auszuhandeln
Ein paar Lichtblicke
Es wurde erneut angekündigt, dass ein Testmonat stattfinden solle, in dem der CO2-Fußabdruck der Gerichte ausgeschildert werde. Dabei wolle man den Effekt auf das Kaufverhalten messen. Von der Studierendenvertretung war dies bereits vor einiger Zeit eingefordert worden.
Die neuen Blöcke des Wohnheims in der Pestalozzistraße sollen ab dem Wintersemester, spätestens aber ab April bezogen werden, sofern es genügend Bewerber:innen gibt. Die Kaltmiete wird mit 255 Euro höher als geplant ausfallen, weil Kapitalmarktmittel aufgenommen werden mussten. Das Studentenwerk geht allerdings davon aus, dass das Wohnheim nicht direkt voll besetzt wird. Es will prüfen, ob ein außerplanmäßiger Wechsel in die neuen Blöcke für bestehende Mietverträge ermöglicht werden kann.
Die Ketchupspender, die das Studierendenparlament zuletzt forderte, sollen bis Ende des Semesters eingeführt werden.
Zur Frage nach Raum für studentische Stände, die im Zuge der Amnesty-Debatte aufkam, gab das Studentenwerk bekannt, dass Stände der Studierendenvertretung ohne Entgelt erlaubt werden sollen, auch wenn es dabei um Ticketverkäufe gehe. Ansprechpartner sei direkt das Studentenwerk, falls der Dienstleister CampusDirekt hier anderweitig urteilen sollte.